Seit gut eineinhalb Jahren kennt man in Obwalden das Projekt der «bäuerlichen Beratung und Vermittlung in schwierigen Situationen». Diese Anlaufstelle ist für Bäuerinnen und Bauern zugänglich, wenn sie nicht mehr weiterwissen, begleitet werden von
Finanznöten, bei Spannungen im Familienalltag oder in der Partnerschaft, bei grosser Arbeitsbelastung, bei zunehmender Bürokratie und vielem mehr. Das Gute am Angebot ist, dass sich die Betroffenen melden. Beängstigend für uns, wenn man sieht wie intensiv die Anlaufstelle benutzt wird. Haben sich doch die monatlichen Beraterstunden von 2019 auf 2020 verdoppelt.
Im Vorsommer luden der Landfrauen- und der Bauernverband unsere beiden Nationalen Parlamentarier zu einer gemeinsamen Sitzung ein und befassten sich mit der AP22+ und verwiesen auf die schwierige Situation für den Kanton Obwalden und gaben den beiden auf den Weg in den kommenden Debatten an die Problematik zu denken.
Nationalrätin Monika Rüegger konnte anschiessend den Bundesrat und Volkwirtschaftsminister Guy Parmelin überzeugen, dass er den Kanton Obwalden besucht und die Problematik der hiesigen Landwirtschaft mit den möglichen Veränderungen der AP22+ 1:1 vorgestellt bekommt.
So durfte wir am 8. Oktober den Bundesrat auf dem Betrieb der Familie Angelika und Markus Albert begrüssen. Die Familie Albert stellte ihren Betrieb vor. Das Landwirtschaftsamt präsentierte die Kennzahlen der Obwaldner Landwirtschaft und verwies vor allem auf die kleinen Strukturen der Betriebe, die Anzahl Betriebe, die sich in den letzten 40 Jahren halbiert haben, und das tiefe landwirtschaftliche Einkommen hin. Die bäuerliche Beratung und Vermittlung zeigte an einem Praxisbeispiel auf, welchen Herausforderungen man sich stellen muss.
So wie die AP22+ zurzeit aufgegleist ist, wird das intensive Futterbaugebiet mit seinen Tierbeständen der «grosse» Verlierer sein. Zum einen werden die Direktzahlungen in den einzelnen Programmen rückläufig sein und zum andern rechnet man beim Szenario Absenkpfad Nährstoffe mit einer Reduktion der Tierbestände.
Mit dem Besuch von Herr Bundesrat Parmelin versuchten wir Verständnis für unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft zu wecken. Dabei sollen die bürokratischen Hürden nach Möglichkeit abgebaut und allgemeine Rahmenbedingungen geschaffen werden, so dass die gesamtschweizerische Landwirtschaft positiver in die Zukunft blicken kann. Es sollen bei den Direktzahlungen Strukturen geschaffen werden, welche nicht alle vier Jahre neu definiert werden müssen.
Herr Bundesrat Parmelin nahm die Anliegen der Obwaldner Landwirtschaft zur Kenntnis. Persönlich hat Herr Parmelin grössten Respekt vor den bevorstehenden Urnengang zur Trinkwasser- und Pestizidinitiative. Man versuchte bereits im Anschluss an die Vernehmlassung der AP22+ gewisse Korrekturen vorzunehmen. Überrascht sei er aber über die Intensität und den Druck welcher auf die einzelnen Bauernfamilien einwirkt. Er gab zu bedenken, dass es auf vielen Ebenen mit unserem Politsystem Kompromissbereitschaft brauche um mehrheitsfähige Lösungen zu erhalten. Leider sei es auch so, dass sich die Landwirtschaft unter sich auch nicht immer einig sei. Klar sei für ihn, dass die Preise, auch wegen der Qualität, sich gegenüber dem Ausland abheben sollen und müssen.